Thema: Abschiedsworte (Für Chayentuwa gepostet) Di Jul 26, 2011 5:02 am
"(OOC - Anmerkung: Aufgrund der jüngsten Vorkommnisse ist mir spontan eine Geschichte eingefallen, die ich euch allen, die ihr Chayentuwa kennt, nahebringen möchte. Ich wünsche mir, dass ihr diese im RP berücksichtigt (natürlich geringfügig auslegbar) und dass eure Charas daran wachsen können. Bei Fragen einfach an mich wenden, meine anderen charnamen habt ihr ja. Entschuldigt all die Unannehmlichkeiten, die ich euch damit bereite - Es war mir eine Ehre mit euch Rollenspiel gemacht zu haben )
Abschiedsworte
„Die Jägerin leidet Hunger. Sie schleckt sich über die Lefzen, dreht den Kopf zurück zu den anderen. Der Blick trifft ihre Schwester. Die beiden starren sich lange bewegungslos an. Dann setzt sich die Berglöwin in Bewegung. Die Schwester und die anderen folgen ihr. Es wird Zeit, Zuhause sind die Jungen abgemagert, die Alten streiten sich um jedes Stück Fleisch.
Die Shu'halo und ihr Ziehsohn haben sich am See niedergelassen. Die Mutter zeigt dem Kind, wie man einen Fisch ausnimmt. Fachmännisch sticht sie in die Kehle des Tieres, zieht die Klinge mit schmatzenden Bewegungen hin und her, bis das Fleisch bis zur Flosse zerteilt ist. Der Junge rümpft die Nase, es stinkt nach Eingeweiden. Aber seine Augen kleben am Fisch und den Händen der Mutter – Zu fasziniert ob der Zärtlichkeit der mütterlichen Finger, die die Gräten aufbiegen und das dampfende Gekröse von den Bändern lösen, während sie leise Gebetsworte an die Erdenmutter spricht.
Der Bulle sieht zurück zu seiner Herde. Seine donnernden Schritte verstummen, und auch der Rest bleibt stehen. Einer hinkt und kippt beinahe zur Seite. Es ist der Alte, dem er einst den Platz streitig gemacht hatte. Er senkt den Kopf und schnaubt. Es würde die Herde aufhalten, ihn zwischen sich zu halten. Der alte Kodo würde zurückfallen. So war der Lauf der Dinge. Das Donnern zieht sich weiter über die Steppe.
Die Instinkte der Jägerin fahren hoch, als sie Fleisch wittert. Krankes Fleisch. Entzündung. Sie schleckt sich noch einmal über die Lefzen, als sie neben ihrer Schwester ankommt. Dann schwärmt das Rudel aus. Die enge Verbindung, die zwischen ihnen herrscht, gleichsam eines Navigationssystems, regelt die Startpositionen. Die Berglöwin ist unaufmerksam. Ihre Pfoten berühren einen Stein, der ins Rollen gerät.
Der Sohn blickt zur Mutter auf. Sie kontrolliert gerade, ob er sich konzentriert. Ihr Blick ist streng. Der Ton ihrer knappen Worte bestimmt. Er senkt die Augen wieder auf den Fisch, der vollständig von Gräten gesäubert wurde. Die Shu'halo wirft den Ballen Eingeweide ins Wasser, wo sich sofort die Geier herabstürzen. Laut krächzend kämpfen sie um den größten Anteil an der Mahlzeit.
Die Kodomatriarchin hebt den Kopf. Ein misstrauischer Blick durch die Gräser – Eine Silhouette, die davon huscht. Ein lautes Röhren durchbricht die Stille, und die Herde gerät in Bewegung – Helle Panik kommt auf, das Trommeln der Hufe verstärkt die Todesangst noch. Energisch versucht der Alte, sein Bein hinter sich her zu ziehen. Er fällt noch weiter zurück, blickt immer wieder zur Seite – Aber sein Tod ist bereits beschlossene Sache, das spürt auch er.
Die Jägerinnen hetzen durch das Gras. Ihre Blicke sind alle auf Denselben gerichtet. Er hinkt.
Donner scheucht die Geier auf. Ihre Rufe werden leiser. Die Mutter sieht sich alarmiert um. Doch es sind keine Wolken am Himmel. Und.. wo ist der Sohn?
Der Bulle treibt seine Herde voran. Nicht stehen bleiben! Der Alte schnauft und keucht. In der Ferne ist Wasser in Sicht. In diesem Moment wird ihm klar, er würde am Ufer sterben.
Die Schwester prescht zur Seite – Sie ist auf der gleichen Höhe wie der Alte. Ihr Blick streift den der anderen Berglöwin. Eine stille Verständigung.
Der junge Shu'halo hebt den Kopf. Jetzt hat auch er die Staubwolke über der Kuppe entdeckt. Der Sturm kommt dröhnend näher. Sein ängstlicher Ruf geht im nahenden Lärm unter.
Der Alte will ausweichen. Er stolpert, als sich von der ausgewählten Seite etwas gegen seine Flanke wirft. Schmerz. Ein, nein fünf kleine Krallen haben sich in seine ledrige Haut gebohrt, und sein Schritt schlenkert. Er hat die Kontrolle verloren.
Die Jägerin bohrt ihre Fänge in den Hals des Alten. Sie hat Mühe sich festzukrallen, aber sie hält sich wacker. Die Schwester setzt zum Sprung an.
Die Mutter ahnt das Unglück voraus. Die Herde prescht genau auf den Sohn zu. Sie springt auf, blickt konzentriert zu den Tieren, versucht ihren Lauf vorauszuahnen.
Der erste Bulle rast am Jungen vorbei. Der Shu'halo ist klug. Seine Bewegungen sind flink. Er weicht auch den anderen aus, sieht sich panisch nach der Mutter um. Doch um ihn herum ist nur Staub.
Die Schwester landet zielsicher am Hinterbein des Alten. Auch sie versenkt die Zähne in die Muskeln. Der Sieg funkelt in ihren Augen, als das Tier röhrt.
Die Mutter weicht der Herde aus. Ihr Blick sucht den Sohn – Dort ist ein letztes Tier.. Aber es schlenkert. Es stolpert. Da wird die Luft klarer, und auch der Verstand der Mutter wird leer.
Der Junge fängt den Blick der Mutter auf. Er runzelt die Stirn - Warum sieht sie so ruhig, so gewiss aus? Ein Röhren. Der Sohn versteht. Ein dumpfer Aufschlag, ein kratzendes Scharren eines großen Körpers. Er wendet sich dem Tod zu.
Der alte Kodo hat die Augen weit aufgerissen. Er blickt den Jungen direkt an, als sein Herz das Schlagen aufgibt. Der Leichnam schlittert weiter und begräbt eine Jägerin unter sich. Die Schwester springt ab, der Kodo überschlägt sich -
Da schreit die Mutter auf. Ihre Füße fliegen über die Steppe, den Fisch von sich werfend hechtet sie voran, während ihre Schnauze sich verkürzt, die Mähne sich grau verfärbt und ihre Hörner sich verbiegen – Die Katze streckt die Pranken im Sprung aus und sie erreichen die Brust des Jungen...
Als sich die Staubwolke langsam legt, und der Rest der Herde erschöpft am Wasser steht, kehren die Geier zurück. Sie wittern frisches Fleisch, und die Gefahr durch die Löwinnen ist längst vergangen. Der junge Shu'halo wird vom leise schwappenden Wasser an seinen Ohren geweckt. Er hebt den Kopf und reibt ihn sich – Autsch, was für ein Aufschlag. Was war geschehen? Sein Blick schweift über die Szene.. Und bleibt starr auf dem erlegten, halb zerfressenen Kadaver des Kodos hängen. Auf dem trotz allem prachtvoll emporragenden Horn hängt leblos eine schwarze Gestalt.. Langsam nähert sich der Junge, seine Hufe treten unsicher in diese Richtung. Dann reißt der kleine Ziehsohn die Augen auf und wirbelt herum, um zum Häuptling zurück zu laufen..“, Zarlman Zwillingsmonds Augen werden klarer, als er sich wieder seinen Zuhöhern zuwendet. Auf den Zügen des alten Tauren zeigt sich ein weiches Lächeln, und er deutet auf den Grabhügel nahe des Dorfes. „Nun ruht ihr Leib wie die vieler anderer auf diesen Barken.. Bewacht von den Blicken der Ahnen, unter denen nun auch sie weilt.“, sein Blick schweift wieder zurück zu den traurigen Augen, die sich allmählich wieder ihm zuwenden. Er lächelt noch etwas wärmer. „Ihr Geburtsname war Askia, Sie trug den Beinamen Tehanu zu Ehren ihrer orcischen Ziehmutter Tenu. Wie auch ihre Mutter behielt sie den Namen des Stammes der Samthufe, und sie gab sich zu Ehren unser aller Mutter den Namen Chayentuwa, die liebende Erde.. Und ihr Mut, ihre Hilfsbereitschaft und ihr Stolz zeigen sich noch heute in der Gestalt, die in das Laken eingebunden ist: Das was sie immer war und bleiben wird.. Eine Löwenmutter... Nun.. Bedauert nicht die Toten, Kinder.“, er seufzt und sieht zu dem Zelt, das der Häuptling der Dunkelhufe seit einiger Zeit sein eigen nennt.. Die Blicke folgen ihm, und alle senken andächtig den Kopf ob der Trauerzeichen die dort prangen. „Nein, bedauert die Lebenden.“ "